Die geschnittene Platane
Die Platane, zugeschnitten,
ein Sinnbild für den Menschenschnitt:
gestutzt, gezähmt, in Form getrieben,
damit man sie zur Zierde hat
entlang der Straßen –
die Gesellschaft will es so,
und so wird’s gemacht.
An ihren offenen Wunden
dringt Pilz und warmer Moder ein,
sie werden hohl,
und leben nur noch außen –
wie Körper, die man brav gemacht,
bis innen kaum ein Raum bleibt.
Wie Militär in Reih und Glied
stehen sie dann da,
fürs Wohlgefallen aufgestellt,
gehorchend jeder Linie.
Doch sieh genauer hin:
Die Wurzeln lassen sich nicht zähmen.
Wütend drücken sie den Asphalt,
heben Steine,
zeigen ihre wahre Kraft.
Wer je eine Platane sah,
die frei im eigenen Willen wächst,
der weiß, welch wilde Stärke
in ihrem Herzen steckt.


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