45 Jahre Arbeit. 2 Jahre Rente. Dann Herzinfarkt. Ist das fair?
In Deutschland liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei rund 81 Jahren – Frauen werden im Schnitt 83, Männer etwa 78. Doch diese Zahlen sagen wenig darüber aus, wie sehr der Beruf die Lebenszeit beeinflusst. Besonders betroffen: Männer in körperlich fordernden Berufen wie dem Baugewerbe. Sie arbeiten oft ihr ganzes Leben lang – und erleben ihren Ruhestand manchmal nur kurz. Manchmal gar nicht.
Der Preis harter Arbeit
Wer 45 Jahre lang auf Baustellen, Gerüsten, in Gruben oder auf Dächern arbeitet, trägt eine enorme körperliche Last. Der Rücken schmerzt, die Knie sind kaputt, die Lunge ist belastet – und trotzdem geht es weiter. Bis zur Rente. Wenn sie denn erreicht wird.
In vielen Fällen zeigt sich:
- Die Lebenserwartung von Bauarbeitern liegt zum Teil 5 bis 10 Jahre unter dem Durchschnitt.
- Viele versterben kurz nach Rentenbeginn – manche noch davor.
- Während sie Jahrzehnte in die Rentenkasse einzahlen, haben sie nur wenig von der Rente selbst
Ein Leben in Schichten und Schmerzen
Die Realität auf dem Bau ist nicht weich gepolstert. Sie beginnt früh, endet spät, spielt sich bei jedem Wetter ab. Viele dieser Männer nehmen kaum Auszeiten, gehen mit Schmerzen zur Arbeit, ignorieren Symptome – aus Pflichtgefühl, aus Stolz, oft auch aus wirtschaftlichem Druck.
Gleichzeitig ist der Zugang zu medizinischer Vorsorge und gezielter Gesundheitsförderung in diesen Berufsgruppen deutlich schlechter als in akademischen oder sitzenden Tätigkeiten. Wer körperlich hart arbeitet, erkrankt früher – und stirbt oft früher.
Das Problem liegt im System
Das Rentensystem basiert auf Arbeitsjahren – nicht auf der Belastung, die in diesen Jahren getragen wird.
Ein Dachdecker mit 40 Jahren Knochenarbeit wird gleich behandelt wie ein Schreibtischarbeiter mit 40 Jahren Bürojob. Das mag auf dem Papier gerecht wirken – ist es aber nicht.
Denn die Realität ist:
- Wer früher körperlich einbricht, sollte auch früher abgesichert sein.
- Wer weniger lange lebt, sollte nicht benachteiligt werden, weil er nicht alt genug wird, um die volle Rente zu beziehen.
- Wer das Fundament unserer Gesellschaft buchstäblich baut, verdient mehr als Resignation und Schweigen.
Fazit
45 Jahre Arbeit. 2 Jahre Rente. Dann Herzinfarkt.
Das ist keine Übertreibung – es ist für viele Männer bittere Realität. Besonders für jene, die jahrzehntelang unter freiem Himmel, mit schwerem Gerät, in gefährlichen Situationen gearbeitet haben.
Es braucht ein Rentensystem, das die Art der Arbeit berücksichtigt, nicht nur die Länge.
Es braucht mehr gesellschaftliche Anerkennung – und konkrete politische Reformen.
Denn wer sich kaputt gearbeitet hat, sollte nicht auch noch leer ausgehen.