Die Zukunft beginnt jetzt Kapitel 3:
Kapitel 3: Der Ruf der Wüste
Nicht lange nach diesem Treffen fand sich Raschid mit anderen Jungen aus der Nachbarschaft zusammen. Sie hatten von seiner Entscheidung gehört, zur islamischen Schule zu gehen, und waren ebenfalls auf der Suche nach Veränderung. Eines Tages, als die Sonne hell über der Stadt stand, versammelten sie sich an einer verlassenen Straße am Rande der Stadt. Dort stand ein alter, klappriger Geländewagen, rostig und verbeult, aber für sie war er ein Symbol für Freiheit und Abenteuer.
„Lasst uns zur Schule fahren!“, rief Ahmed, einer der Jungen, war bereits 19 Jahre und war schon auf der Schule gewesen. Er hatte sich bereit erklärt die Jungs zu fahren.
„Wir werden 400 Kilometer durch die Wüste fahren!“ Ali, ein
weiterer Junge der mitfahren wollte, klopfte vor Aufregung auf die Schulter von Raschid. Das Kribbeln in Raschids Bauch mischte sich mit Angst und Aufregung. So weit war er noch nie in seinem Leben gereist, aber der Wunsch nach Veränderung drängte ihn voran.
Die Jungen quetschten sich in den alten Wagen, der ächzte und protestierte, als der Motor endlich stotternd ansprang. Mit einer Wolke aus Staub setzten sie sich in Bewegung und ließen die Stadt hinter sich.
„Haltet euch fest!“, rief Ahmed ermutigend, während sie die vertrauten Straßen hinter sich ließen. Die Wüste breitete sich vor ihnen aus, mit goldenen Sanddünen, die sich bis zum Horizont erstreckten. Raschid fühlte, wie die Aufregung und das Gefühl von Freiheit ihm Mut gaben, auch wenn die Ungewissheit der Reise in seinem Hinterkopf nagte.
Doch schon bald zeigten sich die ersten Herausforderungen. Während sie tiefer in die Wüste fuhren, begann der Motor zu schwächeln. Schließlich hielt das Fahrzeug mit einem lauten Rumpeln mitten in der Einöde an. Die Jungen schauten sich besorgt an; die Verzweiflung machte sich breit.
Rashid rannte in die endlose Wüste, während Tränen wie flüssiges Silber über sein Gesicht strömten und sich mit dem feinen Staub vermischten, der seine Erschöpfung und Verzweiflung widerspiegelte. Die Hitze des Tages brannte auf ihm, doch in seinem Herzen brannte ein Feuer aus Fragen: „Warum wurde ich geboren? Was soll ich in dieser Welt? Wozu ist das alles gut? Warum diese Qual? Gibt es dich, o Höchster, wirklich? Und wenn ja, warum lässt du all das Leid zu?“
Die Welt um ihn herum löste sich auf in eine verschwommene Landschaft aus Schmerz. Er rannte, als würde das Laufen ihn von seinen inneren Dämonen befreien, doch als die Kraft ihn verließ, sank er erschöpft zu Boden. Der Sand um ihn herum schien zu flüstern, als wollte er Trost spenden. Verzweiflung umklammerte ihn wie eine kalte Umarmung, und er fühlte sich verloren in der Weite der Wüste.
Dann, in einem gebrochenen Moment der Stille, hob er den Blick gen Himmel. Und was er sah, ließ ihn den Atem anhalten. Die Dunkelheit der Nacht breitete sich über ihm aus und enthüllte einen Sternenhimmel, so klar und strahlend, dass er glaubte, die Sterne selbst würden jeden einzelnen seiner Gedanken lesen. Die Lichter funkelten und flirrten wie lebendige Seelen, die aus der Ferne zu ihm sangen. Dieses einmalige Schauspiel war nicht nur ein Anblick, sondern eine auratische Erfahrung — als ob das Universum ihmflüstern wollte: „Du bist nicht allein. Das Leben hat einen Sinn jenseits deiner gegenwärtigen Qual.“
Ein unbeschreibliches Gefühl durchdrang ihn, wie ein warmer Wind, der seine Sorgen davontreiben wollte. „Du hörst, siehst und fühlst Dinge, die du Welt nennst. Erst durch das, was du nicht bist, bemerkst du, dass du bist“, durchzog es seinen Geist. Es war, als hätten die Sterne Augen, die ihn anblickten und ihm versicherten, dass die Dunkelheit der Zweifel einem tieferen Licht wich. „Ich werde mich auf die Suche nach der Wahrheit über diese Welt machen“, schwor Rashid, und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass seine Reise nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere sein würde.
„Ich lebe!“, rief er in die Nacht hinaus, seine Stimme ein Echo im Ozean der Stille. „Und ich werde das Beste daraus machen!“ Dieses Gefühl pulsierte durch seinen Körper wie ein neuer Lebensfunke. Es war ein Versprechen an sich selbst, ein gelobtes Land inmitten von Chaos.
Benommen, aber mit neuer Entschlossenheit, machte er sich auf den Weg zurück zu Ahmed und den anderen. Die Wüste, einst ein Ort der Qual und Isolation, erschien ihm nun wie ein ehrwürdiger Lehrer, ein mystischer Raum, in dem er die Geheimnisse des Lebens erahnen konnte.
Der Weg zurück durch die Wüste war für Rashid eine Stärkung seines Entschlusses. Jeder Schritt auf dem kühlen Sand wurde zur Bekräftigung seiner neuerlangten Klarheit. Der Mond leuchtete über ihm, und die funkelnden Sterne schienen ihn zu ermutigen.
„Ich werde die Wahrheit über diese Welt suchen“, dachte er entschlossen. Die Wüste, einst bedrückend, war nun ein Raum der Möglichkeiten. Rashid spürte, wie die Zweifel von ihm abfielen, und er war bereit, die Herausforderungen anzunehmen, die das Leben für ihn bereithielt.
Als Rashid bei den anderen ankam, blickten sie ihn fragend an, ihre Neugier in ihren Augen spiegelnd.
„Was jetzt?“, fragte einer der Jungen, als sich Nervosität in der Gruppe breitmachte. Raschid atmete tief durch und dachte an sein Zuhause und an die Wut seines Vaters. Es war der Moment, in dem er verstand, dass sie nicht zulassen durften, dass die Herausforderungen sie zurückhielten.
„Wir müssen ihn reparieren“, sagte er mit fester Stimme. „Gemeinsam schaffen wir das.“ Mit vereinten Kräften öffneten die Jungen die Motorhaube und begannen, das Problem zu untersuchen. Auch ohne Hadi fanden sie den Mut, zusammenzuarbeiten und das Unmögliche möglich zu machen.
Nach intensiven Bemühungen und Teamarbeit schafften sie es, den Motor wieder zum Laufen zu bringen. Als das Auto schließlich wieder brummte, jubelten sie laut vor Freude. Inmitten der Weite der Wüste, ohne die Unterstützung von Hadi, erkannten sie, dass sie in der Lage waren, ihre Schicksale selbst in die Hand zu nehmen. Mit neuem Schwung setzten sie ihre Reise fort, nicht nur um 400 Kilometer zur Schule zu gelangen, sondern auch um zu lernen, was es bedeutete, stark und entschlossen zu sein.
So machten sich Raschid und seine Freunde auf den Weg in eine ungewisse, aber hoffnungsvolle Zukunft, während die ersten Sonnenstrahlen den Wüstensand erhellten und die Weite ihnen neue Möglichkeiten versprach.
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