Mittwoch, 29. Januar 2025

Sehnsucht


In unendlicher Weite trägt es mich fort,

ich sehne mich nach einem friedlichen Ort.

Die Natur allein schenkt mir Trost und Halt,

während die Gier unsere Erde verlost.


Der graue Alltag drückt schwer auf mein Herz,

die Menschen suchen weit im Meer,

doch was sie treibt, was ihnen fehlt,

liegt tief in ihnen selbst gewählt.


Es muss zerfallen, muss vergeh’n,

damit wir neu das Licht ersehn.

Hoffnung wurzelt fest im Erdreichs in Grund,

denn Dunkelheit offenbart erst das Licht der Stund’.


So halte ich nicht inne im Stehn,

werde weiter, immer weiter gehn.

Samstag, 25. Januar 2025

Die Zukunft beginnt jetzt Kapitel 3:

 Kapitel 3: Der Ruf der Wüste 


Nicht lange nach diesem Treffen fand sich Raschid mit anderen Jungen aus der Nachbarschaft zusammen. Sie hatten von seiner Entscheidung gehört, zur islamischen Schule zu gehen, und waren ebenfalls auf der Suche nach Veränderung. Eines Tages, als die Sonne hell über der Stadt stand, versammelten sie sich an einer verlassenen Straße am Rande der Stadt. Dort stand ein alter, klappriger Geländewagen, rostig und verbeult, aber für sie war er ein Symbol für Freiheit und Abenteuer.

„Lasst uns zur Schule fahren!“, rief Ahmed, einer der Jungen, war bereits 19 Jahre und war schon auf der Schule gewesen. Er hatte sich bereit erklärt die Jungs zu fahren. 

„Wir werden 400 Kilometer durch die Wüste fahren!“ Ali, ein 

weiterer Junge der mitfahren wollte, klopfte vor Aufregung auf die Schulter von Raschid. Das Kribbeln in Raschids Bauch mischte sich mit Angst und Aufregung. So weit war er noch nie in seinem Leben gereist, aber der Wunsch nach Veränderung drängte ihn voran.

Die Jungen quetschten sich in den alten Wagen, der ächzte und protestierte, als der Motor endlich stotternd ansprang. Mit einer Wolke aus Staub setzten sie sich in Bewegung und ließen die Stadt hinter sich.

„Haltet euch fest!“, rief Ahmed ermutigend, während sie die vertrauten Straßen hinter sich ließen. Die Wüste breitete sich vor ihnen aus, mit goldenen Sanddünen, die sich bis zum Horizont erstreckten. Raschid fühlte, wie die Aufregung und das Gefühl von Freiheit ihm Mut gaben, auch wenn die Ungewissheit der Reise in seinem Hinterkopf nagte.

Doch schon bald zeigten sich die ersten Herausforderungen. Während sie tiefer in die Wüste fuhren, begann der Motor zu schwächeln. Schließlich hielt das Fahrzeug mit einem lauten Rumpeln mitten in der Einöde an. Die Jungen schauten sich besorgt an; die Verzweiflung machte sich breit.

Rashid rannte in die endlose Wüste, während Tränen wie flüssiges Silber über sein Gesicht strömten und sich mit dem feinen Staub vermischten, der seine Erschöpfung und Verzweiflung widerspiegelte. Die Hitze des Tages brannte auf ihm, doch in seinem Herzen brannte ein Feuer aus Fragen: „Warum wurde ich geboren? Was soll ich in dieser Welt? Wozu ist das alles gut? Warum diese Qual? Gibt es dich, o Höchster, wirklich? Und wenn ja, warum lässt du all das Leid zu?“

Die Welt um ihn herum löste sich auf in eine verschwommene Landschaft aus Schmerz. Er rannte, als würde das Laufen ihn von seinen inneren Dämonen befreien, doch als die Kraft ihn verließ, sank er erschöpft zu Boden. Der Sand um ihn herum schien zu flüstern, als wollte er Trost spenden. Verzweiflung umklammerte ihn wie eine kalte Umarmung, und er fühlte sich verloren in der Weite der Wüste.

Dann, in einem gebrochenen Moment der Stille, hob er den Blick gen Himmel. Und was er sah, ließ ihn den Atem anhalten. Die Dunkelheit der Nacht breitete sich über ihm aus und enthüllte einen Sternenhimmel, so klar und strahlend, dass er glaubte, die Sterne selbst würden jeden einzelnen seiner Gedanken lesen. Die Lichter funkelten und flirrten wie lebendige Seelen, die aus der Ferne zu ihm sangen. Dieses einmalige Schauspiel war nicht nur ein Anblick, sondern eine auratische Erfahrung — als ob das Universum ihmflüstern wollte: „Du bist nicht allein. Das Leben hat einen Sinn jenseits deiner gegenwärtigen Qual.“

Ein unbeschreibliches Gefühl durchdrang ihn, wie ein warmer Wind, der seine Sorgen davontreiben wollte. „Du hörst, siehst und fühlst Dinge, die du Welt nennst. Erst durch das, was du nicht bist, bemerkst du, dass du bist“, durchzog es seinen Geist. Es war, als hätten die Sterne Augen, die ihn anblickten und ihm versicherten, dass die Dunkelheit der Zweifel einem tieferen Licht wich. „Ich werde mich auf die Suche nach der Wahrheit über diese Welt machen“, schwor Rashid, und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass seine Reise nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere sein würde.

„Ich lebe!“, rief er in die Nacht hinaus, seine Stimme ein Echo im Ozean der Stille. „Und ich werde das Beste daraus machen!“ Dieses Gefühl pulsierte durch seinen Körper wie ein neuer Lebensfunke. Es war ein Versprechen an sich selbst, ein gelobtes Land inmitten von Chaos.

Benommen, aber mit neuer Entschlossenheit, machte er sich auf den Weg zurück zu Ahmed und den anderen. Die Wüste, einst ein Ort der Qual und Isolation, erschien ihm nun wie ein ehrwürdiger Lehrer, ein mystischer Raum, in dem er die Geheimnisse des Lebens erahnen konnte. 

Der Weg zurück durch die Wüste war für Rashid eine Stärkung seines Entschlusses. Jeder Schritt auf dem kühlen Sand wurde zur Bekräftigung seiner neuerlangten Klarheit. Der Mond leuchtete über ihm, und die funkelnden Sterne schienen ihn zu ermutigen.

„Ich werde die Wahrheit über diese Welt suchen“, dachte er entschlossen. Die Wüste, einst bedrückend, war nun ein Raum der Möglichkeiten. Rashid spürte, wie die Zweifel von ihm abfielen, und er war bereit, die Herausforderungen anzunehmen, die das Leben für ihn bereithielt.

Als Rashid bei den anderen ankam, blickten sie ihn fragend an, ihre Neugier in ihren Augen spiegelnd.

„Was jetzt?“, fragte einer der Jungen, als sich Nervosität in der Gruppe breitmachte. Raschid atmete tief durch und dachte an sein Zuhause und an die Wut seines Vaters. Es war der Moment, in dem er verstand, dass sie nicht zulassen durften, dass die Herausforderungen sie zurückhielten.

„Wir müssen ihn reparieren“, sagte er mit fester Stimme. „Gemeinsam schaffen wir das.“ Mit vereinten Kräften öffneten die Jungen die Motorhaube und begannen, das Problem zu untersuchen. Auch ohne Hadi fanden sie den Mut, zusammenzuarbeiten und das Unmögliche möglich zu machen.

Nach intensiven Bemühungen und Teamarbeit schafften sie es, den Motor wieder zum Laufen zu bringen. Als das Auto schließlich wieder brummte, jubelten sie laut vor Freude. Inmitten der Weite der Wüste, ohne die Unterstützung von Hadi, erkannten sie, dass sie in der Lage waren, ihre Schicksale selbst in die Hand zu nehmen. Mit neuem Schwung setzten sie ihre Reise fort, nicht nur um 400 Kilometer zur Schule zu gelangen, sondern auch um zu lernen, was es bedeutete, stark und entschlossen zu sein.

So machten sich Raschid und seine Freunde auf den Weg in eine ungewisse, aber hoffnungsvolle Zukunft, während die ersten Sonnenstrahlen den Wüstensand erhellten und die Weite ihnen neue Möglichkeiten versprach.


Dienstag, 14. Januar 2025

Die Zukunft beginnt jetzt Kapitel 2


Kapitel 2: In der Moschee

An einem kalten Januarmorgen stand Raschid vor der großen Moschee. Ein eisiger Wind strich um das ehrwürdige Gebäude, und die Sonne hatte noch keine Kraft, um die Kälte zu vertreiben. Der kalte Nebel lag schwer über der Stadt und hüllte alles in ein undurchdringliches Grau. Raschid fröstelte und zog seinen dünnen Pullover enger um die Schultern. Der klirrende Frost durchdrang seine Knochen, und selbst einen dicken Pelzmantel hätte er in diesem Moment nicht gewünscht, denn die Kälte war nicht nur physisch; sie schien bis in sein Herz zu dringen.

Raschid war aus dem Haus seines Vaters geflohen, einem Mann, dessen Wut und Frustration oft gegen ihn gerichtet waren. Seit seine Mutter mit einem amerikanischen Soldaten durchgebrannt war, hatte sich die Atmosphäre in ihrem Zuhause nur verschlechtert. Die Erinnerungen an die goldenen Tage, als sie eine glückliche Familie waren, schienen jetzt wie ein ferner Traum. Sein Vater, arbeitslos und von Kummer zerfressen, ließ all seine Enttäuschungen an Raschid aus. Der Junge fühlte sich oft einsam und ungeliebt, ein Schatten in einem Zuhause, das von Zorn und Trauer geprägt war. Die Amerikaner, die ihm in seinen Augen alles genommen hatten, wurden zum Symbol für den Verlust seines früheren Lebens.

In der Stille, die nur gelegentlich durch das Rauschen des Windes unterbrochen wurde, stand Raschid vor der massiven Tür der Moschee. Er wusste, dass er Schutz suchte, doch die Angst vor dem, was ihn zu Hause erwartete, ließ ihn zögern. In diesem Moment der inneren Zerrissenheit bemerkte er nicht, wie sich ein bekanntes Gesicht ihm näherte.

Es war Imam Hadi, der respektierte Mann der Gemeinde. „Na, kleiner!“ begrüßte Hadi ihn mit einer warmen Stimme, als er sah, wie verloren Raschid war. Er setzte sich neben ihn, und die großen, braunen Augen des Jungen blickten ihn fragend an.

„Ich... ich weiß nicht, wohin ich gehen soll“, murmelte Raschid, während sein Herz so schwer war wie der Nebel um ihn herum. „Mein Vater ist wütend, und ich habe Angst.“

Hadi spürte den inneren Konflikt des kleinen Jungen und antwortete sanft: „Ich verstehe. Es ist nie leicht, wenn jemand, den man liebt, so viel Schmerz verursacht. Dein Vater trägt eine schwere Last, und die Wut, die du siehst, ist oft ein Zeichen seiner eigenen Traurigkeit. Die Amerikaner haben uns so viel genommen, und es ist nicht fair, dass er das an dir auslässt.“

Raschids Magen verkrampfte sich beim Gedanken an das, was zu Hause auf ihn wartete. „Aber sie sagen, sie wollen helfen. Warum ist mein Vater dann so wütend?“ Seine Stimme war ein Flüstern, als ob er die Antwort nicht einmal laut aussprechen wollte.

Hadi schüttelte den Kopf. „Das ist das große Missverständnis. Die Amerikaner haben unsere Familien zerrissen und unsere Kultur verletzt. In der Zeit von Hussein gab es Ordnung, trotz der Angst. Jetzt leben wir im Chaos. Es ist schwierig, die Wut deines Vaters zu verstehen, aber ich möchte dir helfen, das zu begreifen.“

Der Imam betrachtete Raschids Gesicht und sah den Kampf, der in ihm tobte. Er lächelte, um ihm Mut zu machen. „Aber hör zu. Es gibt einen Ort, an dem du zur Ruhe kommen kannst. Eine islamische Schule auf dem Land. Dort kannst du lernen, wie man stark wird und für das eintritt, was richtig ist. Du bist nicht allein, und vielleicht ist das der beste Weg für dich, um die Dinge anders zu betrachten.“

Einerseits war die Vorstellung einer Schule verlockend, andererseits nagten Erinnerungen an seine Mutter an ihm. „Was lerne ich dort?“

Hadi strahlte Zuversicht aus. „Dort lernst du nicht nur über unseren Glauben, sondern auch, wie wir als Gemeinschaft zusammenarbeiten können. Du wirst lernen, Hoffnung zu bewahren und eine klare Sicht auf die Welt zu entwickeln. Und je mehr du wächst, desto besser wirst du in der Lage sein, deinem Vater zu helfen.“

Raschid dachte über Hadis Worte nach, als ihm ein Lichtblitz durch den Kopf ging. „Aber ich liebe meinen Vater“, flüsterte er verzweifelt.

„Das ist gut, Rashid! Du wirst stark genug sein, um ihm zu zeigen, dass es auch einen besseren Weg gibt. Lass uns gemeinsam diesen Weg gehen. Deine Entscheidung, stark zu werden, beginnt jetzt!“


Samstag, 4. Januar 2025

Die Zukunft beginnt jetzt Kapitel 1

 Kapitel 1: Zu Hause in der Hütte


Die kleine Hütte, in der Raschid lebte, war ein Schatten seiner selbst. Nach außen hin wirkte sie zwar stabil, doch das morsche Holz, aus dem die Wände gebaut waren, gab ihr ein zerfallenes Aussehen. Der Zahn der Zeit hatte an der Hütte genagt, und die schmutzigen Fenster waren mit Staub und Schmutz überzogen, sodass kaum Licht hereinließ. Die Hütte war der einzige Ort, den Raschid kannte, und doch fühlte er sich hier oft mehr eingesperrt als zu Hause.

Inmitten des tristen Anblicks saß sein Vater mit verkniffenen Zügen am Tisch, der aus altem, verwittertem Holz gearbeitet war. Der Geruch von feuchtem Mauerwerk und dem Hauch von vergessenen Träumen hing in der Luft – Erinnerungen, die Raschid nicht mehr ertragen konnte. Der Vater hatte das Angesicht eines Mannes, der in der Schlacht verloren hatte: müde, veräußert, und mit Augen, die voller Groll und Trauer steckten. 

„Was hast du heute wieder angestellt, kleiner Wurm?“, knurrte er, als Raschid eintrat. Die Worte kamen wie eine scharfe Klinge aus seinem Mund, sticht direkt ins Herz des Jungen. „Kannst du dich nicht einmal wie ein anständiger Junge benehmen?“

Raschids Magen zog sich zusammen. „Ich wollte nur…“, begann er, doch der Vater ließ ihn nicht ausreden.

„Nur was?“, fuhr er ihn an. „Nur weiter deinen Unsinn treiben? Denkst du, ich kann mir deinen Schlamassel leisten? Deine Mutter hat uns im Stich gelassen, und jetzt bist du nicht einmal in der Lage, die einfachsten Dinge zu tun!“

Raschids Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er an seine Mutter dachte, die mit einem amerikanischen Soldaten durchgebrannt war. Der Verlust war wie ein ständiger Schatten in ihrem Zuhause. Sein Vater, der jeden Tag ein wenig mehr zerbrach, erinnerte ihn ständig daran, dass sie in der Vergangenheit gefangen waren. 

Er druckte seinen Kopf gegen die Wand der Hütte, und die Bilder der besseren Zeiten schienen an ihm vorbeizufliegen. Wenn er an seine Mutter dachte, dachte er auch an die Wärme, die das Zuhause einmal durchflutet hatte. Jetzt war alles nur noch so kalt und lebenslos.

„Schau dir diese Hütte an!“, schimpfte der Vater weiter. „Wir leben wie die Tiere! Du musst lernen, besser zu sein. Du bist nichts weiter als eine Enttäuschung!“

Raschid senkte den Kopf und fühlte sich so klein und verloren. Die Verzweiflung in der Stimme seines Vaters drückte auf ihn, und das Gefühl, dass er niemals genug sein würde, um Liebe und Akzeptanz zu verdienen, überwältigte ihn. Er wünschte sich, er könnte weglaufen, um der ständigen Wut und dem Schmerz zu entkommen, aber wohin sollte er gehen?

Die Hütte, die einst für ihn ein sicherer Ort gewesen war, hatte sich in einen Gefängnis verwandelt. Raschid wusste, dass er einen Ausweg finden musste. Die Stille nach der Konfrontation war erdrückend, und der Junge fühlte den inneren Konflikt, der in ihm wuchs. „Ich muss etwas ändern“, dachte er, während der Gedanke immer klarer wurde. Er konnte nicht bleiben. 

Mit dem Gedanken an eine andere Zukunft verließ Raschid schließlich die Hütte, entschlossen, die Freiheit und Hoffnung zu finden, die ihm entglitten war. Es war Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen – einen Weg, der ihn von der Traurigkeit seines Vaters und dem Schmerz der Vergangenheit befreien würde.

Skoliose: Ein Leben in Kurven

 In den Wäldern, wo die Natur erblüht,   Wächst ein Baum, krumm, doch stark im Gemüt.   Ein Spiegel der Seele, ein sanfter Park,   Fragt lei...